Halbzeit – in Tansania

Mitte Januar war es soweit: Nach rund vier Monaten war ungefähr Halbzeit meines Freiwilligendienstes in Malawi. Es war Zeit für das einwöchige Zwischenseminar, das fest zum MISEREOR Programm dazugehört. Diesmal fand es im Nachbarland Tansania statt, in Bagamoyo, einer Stadt rund 75 km nördlich von Dar es Salaam. Also machten meine Mit-Freiwillige und ich sowie fast 30 andere deutsche Freiwillige aus Tansania, Uganda und Ruanda uns auf den Weg.
Bagamoyo ist eine kleine, historische Stadt an der Küste des Indischen Ozeans, sie zählt zu den ältesten Orten in Tansania. Da sie Ende des 19. Jahrhunderts die erste Hauptstadt der Kolonie Deutsch-Ostafrika war, ist dieser Ort kolonial-historisch von großer Bedeutung.

Die Anreise

Die Anreise dorthin war etwas abenteuerlich. Auch wenn Google-Maps sagt, dass man „nur“ 16 Stunden für die etwa 1000 km lange Strecke braucht, haben wir sicherheitshalber lieber zwei ganze Tage für die Fahrt eingeplant. Denn man weiß ja nie, was so alles dazwischen kommt. Von nicht fahrenden Bahnen oder liegen gebliebenen Bussen hatten wir schon genug gehört. Überhaupt gibt es ja kaum verlässliche Fahrpläne oder gar aktuelle Informationen im Internet.
Zum Glück wohnen meine Mit-Freiwillige und ich nicht weit von Tansania entfernt, man fährt ungefähr eine Stunde bis zur Grenze. Bis dorthin brachte uns eine Fahrerin von der Arbeit. Das Visum hatte ich mir diesmal schon online besorgt, so ging das Ein- und Ausreisen auch sehr schnell. Dann nahmen wir uns ein Taxi bis nach Mbeya, der nächsten größeren Stadt in Tansania, von wo aus viele Busse in alle Richtungen fahren. Doch eigentlich war unser Plan, den Zug zu nehmen. Ein Reisender aus den Niederlanden hatte uns den empfohlen. Der Zug fährt zweimal die Woche in einem wohl sehr gemütlichen Tempo, aber es sei auf jeden Fall eine Erfahrung und recht beschauliches Reisen. Geplant sollte der Zug Samstag Nachmittag oder Abend in Mbeya losfahren und dann Montag früh in Dar es Salaam (kurz Dar), der größten Stadt Tansanias, sein. Von dort aus sind es nur noch zwei Stunden Busfahrt nach Bagamoyo.
Also machten wir es uns am Bahnhof bequem und warteten gemeinsam mit vielen anderen. Eine Stunde nach der anderen verging. Es fing an zu regnen und wurde kalt. Als es bereits dunkel war und wir schon ganze zehn Stunden gewartet hatten, erzählte uns jemand, dass der Zug noch in Sambia sei und wohl erst am nächsten Tag kommen würde. So konnten wir aber nicht mehr pünktlich zum Seminarbeginn in Bagamoyo sein! Wir entschieden uns spontan, doch einen Bus zu nehmen. Während sich die anderen Familien in der Bahnhofshalle ihre Schlafplätze vorbereiten, fuhren wir samt Sack und Pack mit dem Tuktuk (in Tansania Bajaji genannt) quer durch die ganze Stadt zu den Bussen. Glücklicherweise half uns jemand, den richtigen Bus zu finden. Es war dunkel, die Straßen waren voll, und wir konnten kein Wort Suaheli. Wir waren wirklich ziemlich erleichtert, als wir dann im richtigen Bus saßen und es los nach Dar ging. Wir fuhren die Nacht durch und kamen mittags gut in Dar an. Die Sonne schien, es war heiß und in der Stadt war richtig viel los. Ich staunte über die Hochhäuser, die vollen Straßen und die vielen Autos, die vielen Leute, den Lärm und die Gerüche, das alles war ich von Malawi gar nicht gewohnt.
Mit Bajajis und Minibussen ging es dann schließlich nach Bagamoyo. Dort kamen wir dann tatsächlich schon einen Tag früher als geplant an. Wir suchten uns eine Unterkunft und nutzten die Zeit, um uns von der Reise zu erholen. Wir genossen all das, was es bei uns in Malawi nicht gibt: Eiskaffee, Pizza und sogar einen Yoga-Kurs am Strand.

Seminarraum mit Landkarten und Flipchart

Das Seminar

Das Zwischenseminar war eine wirklich schöne Abwechslung. Es war interessant, von den Erfahrungen anderer zu hören und sich über die Unterschiede der verschiedenen Einsatzstellen und Länder auszutauschen. Das Programm war so gestaltet, dass wir neben dem Reflektieren des letzten halben Jahres und dem Ausblick auf die kommende Zeit unsere eigenen Themen und Anliegen einbringen konnten. Also haben wir uns über kulturbedingte Probleme, zwischenmenschliche Beziehungen, mentale Gesundheit, Privilegien, Gewalt, Sexismus, die Rolle der Frau/des Mannes in den Einsatzländern, Weiß sein und unsere Rolle als Freiwillige ausgetauscht. Es tat gut zu hören, dass die anderen ähnliche Erfahrungen gesammelt haben und wir auch viele Herausforderungen teilen. Neben dem Programm verbrachten wir viel Zeit am Strand, denn unsere Unterkunft lag direkt am Meer. Auch die Zeit am Pool genossen wir sehr, genauso wie das leckere Essen und die schönen Gespräche.

Sansibar

Nach dem Seminar reisten fünf anderen Freiwillige und ich, wie schon vorher verabredet, gemeinsam nach Sansibar. Erst verbrachten wir eine Nacht in Dar, dann ging es morgens mit der Fähre auf die Insel. Die ersten Tage blieben wir in Stone Town, der Hauptstadt Sansibars. Wir erkundeten die Stadt, bummelten durch die vielen Gassen mit kleinen Läden, probierten das Street food auf dem Night market, machten eine Stadtführung und besuchten süße Cafes.

Stadtansichten

Am Strand spielten wir Fußball und genossen die Sonnenuntergänge. Um noch mehr von der Insel zu sehen, ging es dann weiter nach Jambiani, ein Ort an der Südostküste Sansibars.
Dort verbrachten wir mehrere Nächte in einem sehr schönen Hostel direkt am Meer. Der Strand war traumhaft, der Sand ganz weiß und das Wasser türkis klar. Ein perfekter Ort, um mal so richtig zu entspannen!

Achtung! Kokusnüsse

Gefahr von oben

Wir waren oft schwimmen und Stand-Up-Paddeln, andere gingen auch tauchen. Ansonsten ließen wir uns das leckere Essen schmecken, sonnten uns am Pool und lasen, abends gingen wir gerne in Strandbars.
Außerdem machten wir ein paar Ausflüge in den Nachbarort Paje, wo wir andere Freiwillige trafen, und nach Kendwa, das liegt ganz im Norden der Insel.

Liv Marit - go south

Liv Marit - go south

Mein Name ist Liv Marit
und nun verblogge ich hier alles rund um meinen Freiwilligendienst in Malawi.