Arbeit mit den Kindern aus dem Waisendorf

Mit den Kindern aus dem Waisendorf habe ich in den vergangenen Monaten viel Zeit verbracht. Wir haben viele schöne Momente geteilt, gemeinsame Erinnerungen geschaffen und besondere Verbindungen aufgebaut. Acht Monate lang habe ich die Kinder jeden Tag gesehen, wie sie morgens um sieben zur Schule gehen und mittags wieder nach Hause kommen. Die meisten von ihnen kommen auf dem Rückweg an unserem Haus vorbei, um Hallo zu sagen, ihre Schulaufgaben zu zeigen und vielleicht schon ein paar Hausaufgaben zu machen oder zu malen.

Maria (links) und Fefi (rechts) zeigen ihre Hausaufgaben

Besuch nach der Schule

Spätestens nach dem Mittagessen ist auf der Veranda unseres Hauses dann viel los. Oft helfen meine Mitfreiwillige und ich bei den Hausaufgaben, üben das 1x1 oder lernen Englisch mit Hilfe von Büchern und selbst gestalteten Arbeitsblättern. Ganz eifrig und konzentriert sind die Schulkinder dabei, sie helfen sich gegenseitig und freuen sich sehr, wenn sie etwas Neues gelernt haben.

konzentriertes Arbeiten auf unserer Veranda

Sit-in auf unserer Veranda

Da ich mit den Kindern auf Englisch kommuniziere, können sie das Gelernte direkt anwenden und merken selbst, wie nützlich es ist, wenn sie mich besser verstehen und mir mehr erzählen können. Es ist toll zu sehen, welche Fortschritte die Kinder mit der Zeit machen. Zu Beginn konnten die meisten auf “How are you?” antworten, aber wenn ich fragte, wie es in der Schule war, hörten die Englischkenntnisse auf. Mittlerweile sprechen wir über unseren Tag, die Schule, Ferien, Freizeit, Kirche und Essen, über Tiere, Farben und vieles mehr. Die Kinder trauen sich, mehr zu sprechen. Auch wenn grammatikalisch noch viel Luft nach oben ist, erzählen sie mir gerne voller Freude Geschichten aus ihrem Leben. Manchmal verstehe ich nicht alles, freue ich mich aber sehr darüber, dass sie mehr Englisch sprechen.

Englisch ist mit Chichewa in Malawi Amtssprache. In den Kindergärten und Schulen wird auf Englisch unterrichtet. Doch viele Kinder sprechen zuhause kein Englisch, sondern ihre lokale Sprache, wie hier Tumbuka. Durch oftmals schlecht ausgebildete Lehrer (von denen bloß 47 Prozent über Mindestkenntnisse im Lesen und Schreiben verfügen) lässt der Englischunterricht manchmal zu wünschen übrig und die SchülerInnen haben auch Probleme, die Inhalte der anderen Fächer zu verstehen.
In Malawi ist der Schulbesuch kostenpflichtig. Da die Schulgebühren nicht für alle Familien tragbar sind, können viele Kinder, besonders in ländlichen Regionen, nicht zur Schule gehen, sondern helfen schon im jungen Alter den Eltern zuhause oder auf dem Feld. Sie haben so keine Chance auf einen gut bezahlten Beruf und eine bessere Zukunft.
Weniger als 60% der Kinder auf Sekundarstufe schließen die Schule ab und weniger als die Hälfte der Schülerinnen und Schüler verfügt nach dem Schulabschluss über grundlegende Lesekompetenzen.
Die Kinder aus dem Waisendorf haben das Glück, dass Lusubilo ihre Schulgebühren übernimmt und sie so eine Chance auf Bildung haben. Durch meine Englisch-Nachhilfe versuche ich dazu beizutragen, dass die Kinder verstehen, wie hilfreich es ist, Englisch zu verstehen und zu sprechen. Mit abwechslungsreichen Lernmethoden und Spiele, Lieder oder Rätsel möchte ich sie noch mehr zum Lernen begeistern und so ihre Englischkenntnisse verbessern.
Nach dem Lernen darf der Spaß natürlich auch nicht zu kurz kommen. Die Kinder haben viel Freude am Malen und Zeichnen, gerne schauen sie sich Bilderbücher an oder spielen Fußball. Und natürlich wird viel und gerne getanzt, mittlerweile kann auch ich schon viele Lieder und Tänze auswendig.
Mit den Kindern wird es nie langweilig, und es ist so schön, mit solchen fröhlichen und aufgeweckten, temperamentvollen und neugierigen, interessierten und liebevollen Menschen Zeit verbringen zu dürfen. Ich bin sehr dankbar für die vielen schönen Momente mit ihnen. Schon in wenigen Wochen werde ich sie alle sicherlich sehr vermissen. Jetzt genieße ich aber erstmal noch die letzte Zeit mit ihnen und plane unsere Abschiedsfeier, mit der meine Mitfreiwillige und ich uns von den Kindern und unseren KollegInnen verabschieden und uns für die schöne Zeit bedanken wollen.

Liv Marit - go south

Liv Marit - go south

Mein Name ist Liv Marit
und nun verblogge ich hier alles rund um meinen Freiwilligendienst in Malawi.