Weihnachtszeit

In Deutschland ist nun Adventszeit, es schneit, die Menschen freuen sich auf Weihnachten, schmücken ihr Zuhause, backen Kekse und gehen auf den Weihnachtsmarkt. Das ist hier in Malawi so ganz anders: Es sind immer noch über 30°C und weihnachtliche Stimmung ist weit und breit nicht in Sicht.
Weihnachten fällt in Malawis Sommer, in die heiße und nasse Regenzeit. Im Dezember beginnt in Malawi eine besonders schwierige Zeit, denn die Grundnahrungsmittel Mais und Maniok wurden im April geerntet. Die Vorräte der Familien gehen zu Neige und die nächste Erntezeit ist noch Monate entfernt. Dies ist die „magere Jahreszeit“. Zur Weihnachtszeit haben die Familien wenig zu essen, vielleicht sogar nichts mehr. Neulich waren wir dabei, als ein Pastor seine Gemeinde auf dem Land besuchte, etwa eine dreiviertel Stunde Autofahrt von der Stadt Karonga entfernt. Er erzählte uns davon, wie betroffen die Familien in den Dörfern von der Nahrungsmittelknappheit sind, und dass viele in der nächsten Zeit hungern werden.
Deshalb wird Weihnachten hier ganz anders gefeiert. Das Schenken zum Fest ist in den meisten Teilen des Landes nicht üblich. Wenn überhaupt, dann vor allem in den größeren Städten, wo die Menschen wohlhabender sind und mehr Kontakt zur westlichen Kultur haben.
Übrigens gibt es auch keine Weihnachtsbäume - Malawi leidet seit langem unter der starken Abholzung der Wälder.
Da es in Malawi viele verschiedene Kulturen gibt, gibt es auch viele Unterschiede, wie Weihnachten gefeiert wird. Einige feiern es fast gar nicht. Andere treffen sich zum Feiern und Trinken am See.
Von den meisten habe ich aber gehört, dass sie am 24. Dezember abends und am 25. Dezember morgens in die Kirche gehen und dann, am 25. gemeinsam mit Familie und Freunden oder der Dorfgemeinde feiern. Es werden traditionelle Tänze getanzt und gemeinsam gegessen. Vielerorts ist Weihnachten eine der wenigen Gelegenheiten im Jahr, an denen die Menschen statt Nsima mit Gemüse und Bohnen mal Reis und Fleisch essen, was für die meisten Menschen aus den Dörfern ein großer Luxus ist. Zur Feier des Tages wird dann eine Kuh, ein Schwein, eine Ziege oder Hühner geschlachtet.
Es ist sehr ungewohnt, die Adventszeit in einem Land zu verbringen, in dem Weihnachten ganz anders gefeiert wird. Manchmal vermisse ich es, Kekse zu backen, Winterpunsch zu trinken oder Schlittschuh zu laufen. Bei dem heißen Wetter und der fehlenden weihnachtlichen Stimmung merkt man gar nicht, dass Weihnachten bald vor der Tür steht.

Liv Marit - go south

Liv Marit - go south

Mein Name ist Liv Marit
und nun verblogge ich hier alles rund um meinen Freiwilligendienst in Malawi.