Hiiumaa

Das Muttertags-Wochenende im Mai verbrachten wir, meine Gastfamilie und ich, auf Hiiumaa, der zweitgrößten Insel Estlands. Sie liegt in der nördlichen Ostsee, westlich von Tallinn, und sie hat so einiges zu bieten: verschiedene Leuchttürme, ein Erlebniszentrum und einige Museen sowie besonders schöne Natur. Auf Hiiumaa gibt es ganz viel Wald (etwa 60% der Fläche ist bewaldet), dazu Sümpfe, Seen und natürlich traumhaft tolle Strände.

Insel Hiiumaa

Am Samstag gegen Mittag machten wir uns zu siebt auf den Weg nach Haapsalu, wo wir mit dem Auto die Fähre nach Hiiumaa nahmen. Als wir auf der Fähre waren, genossen wir es, draußen andere Schiffchen auf dem blauen Meer zu beobachten, uns von dem Wind durchpusten zu lassen und das Möwengeschrei wie auch das Rauschen der Wellen zu hören. Das Wetter war schön, die Sonne schien, trotzdem sorgte der Wind dafür, dass es frisch war.

Auf der Fähre

Angekommen an Land fuhren wir Richtung Norden zu der Inselhauptstadt Kärdla, welche auch die einzige Stadt der Insel ist. Sie hat gerade mal dreitausend Einwohner und liegt direkt am Meer. Wir machten einen schönen Spaziergang durch die hübschen Straßen der Stadt, guckten uns den Hafen an und liefen am Strand entlang.

Hafen von Kärdla

Es wurde spät, wir aßen zu Abend und blieben für die Nacht in Kärdla. Am nächsten Morgen feierten wir Muttertag mit Torte schon zum Frühstück und begannen den Tag früh, denn wir hatten viel vor!

Nicht weit von Kärdla entfernt war unser erster Stopp: der Ristimägi. Übersetzt heißt das „Kreuzhügel“, doch in diesem Fall war es kein Hügel, sondern einfach ein Teil des Waldes. Dort waren überall Kreuze aus Ästen, Stöcken, Baumstämmen oder Steinen. Über die Kreuze gibt es viele unterschiedliche Geschichten - der Legende nach haben Leute schon im Jahre 1781 an diesem Ort Kreuze gebaut, denn das soll Glück bringen. Also haben auch wir, so wie viele andere Besucher vor uns auch, kleine Holzkreuze am Wegesrand errichtet und uns Glück gewünscht.

Dann ging es zu dem Leuchtturm von Tahkuna, der sich an der Nordspitze von Hiiumaa befindet und mit seiner Höhe von 42,7 Metern über dem Meeresspiegel der höchste Turm der estnischen Küstenlinie ist. Auf diesen Leuchtturm konnten wir leider nicht steigen, denn er war geschlossen, doch später besuchten wir noch andere Leuchttürme und konnten weit über Land und Meer schauen.

Vorher führte es uns aber zu einem sehr verrücktem Ort. Wir besuchten den „Eiffelturm von Hiiumaa“, der zusammen mit vielen anderen abenteuerlichen selbstgebauten Objekten in einem Garten in einem kleinen Dorf mitten auf dem Land stand. Der Holzturm ist ein Nachbau des Eiffelturms aus Paris und ist 31 Meter hoch, das ist ungefähr ein Zehntel der Höhe des echten Eiffelturms. Drumherum gab es noch viel mehr zu sehen: ein Labyrinth, Raketen zum rein-Klettern, lustige Figuren, Schaukeln und abenteuerliche Parkours. Besonders für meine Gastgeschwister war diese Fantasiewelt ein absolutes Paradies!

Danach ging es aber zu dem nächsten Leuchtturm, dem Tuletorn Kõpu.

Leuchtturm Kõpu

Er ist ein besonderer Leuchtturm, denn zum einen steht er auf dem höchsten Punkt Hiiumaas und ist sogar der am höchsten gelegene Leuchtturm der Ostseeregion. Die Spitze des 36 Meter hohen Turms befindet sich ganze 102 Meter über dem Meeresspiegel! Zum anderen ist der Kõpu Tuletorn auch der älteste Leuchtturm von Estland, der ganzen Ostseeregion und der baltischen Länder, und dazu ist er außerdem der drittälteste, noch vollständig funktionstüchtige Leuchtturm der Welt! Dort hatten wir auch die Möglichkeit, auf den Turm zu gehen, also stiegen wir die steilen Steintreppen hinauf, bis ganz nach oben. Von dort aus hatte man eine wahrhaftig tolle Aussicht über die Insel und das Meer.
Wenige Kilometer weiter im Westen steht der Leuchtturm Ristna. Er ist 29 Meter hoch und steht im Gegensatz zum Turm von Kõpu ganz nahe an der Küste. Er wurde 1874 fast gleichzeitig mit dem Leuchtturm von Tahkuna erbaut.

Um die Mittagszeit stand dann etwas Natur auf unserem Programm. Wir wanderten einen kleinen Naturlehrpfad am Vanajõgi entlang, dem ältesten Fluss der Insel.

Vanajõgi Naturlehrpfad

In der Nähe des Flüsschens machten wir uns auf dem Campingkocher unser Mittagessen und ließen uns noch die restliche Muttertagstorte schmecken.
Der Himmel hatte sich mittlerweile zugezogen und es fing an zu regnen, also war es perfekt, dass wir als nächstes ein Erlebniszentrum besuchten. Dort gab es ein interessant aufgemachtes Museum über Hiiumaa, die Natur und Umwelt, die Kultur und das Leben auf der Insel sowie einen Aussichtsturm.

Außerdem befand sich in dem Zentrum auch eine 20 Meter hohe Kletterwand, an der wir alle klettern konnten, bis uns die Finger weh taten… Mein Gastvater und ich schafften es mehrmals, bis ganz nach oben - das hat Spaß gemacht!

Besonders herausfordernd war es, Routen nach verschiedenen Farben der Klettergriffe zu klettern. Es gab auch eine kleinere Boulderwand, also war für jeden was dabei!

Klettern im Erlebniszentrum

Zu allerletzt fuhren wir zu einem 5 Kilometer langen Wanderweg auf der Insel Kassari im Süden von Hiiumaa. Dort führt eine lange, sanft geschwungene Kiesbank in die Ostsee hinaus, auf der wir zwischen Wacholderbüschen und Heckenrosen bis zu dem Punkt spazierten, wo die letzten Kiesel im Wasser verschwinden. Das Meer war hier sehr flach, und auf dem stillen Wasser schwammen weiße Schwäne. Den gleichen Weg gingen wir auch wieder zurück, und dann war es Zeit für das Abendessen.

Schwan

Am Sonntagabend ging es wieder zurück. Erst fuhren wir nach Heltermaa, von dort aus ging es auf die Fähre zum Festland. Wir fuhren etwa 75 Minuten mit dem Schiff und dann noch einige Stündchen über die Landstraßen wieder nach Hause. Erst in der Nacht kamen wir an. Dann ging es direkt ins Bett, vom blauen Meer, Leuchttürmen und hohen Kletterwänden träumen!

Es war mal wieder ein rundum gelungener Ausflug, der sich schon ein bisschen wie Urlaub anfühlte. Und es war das erste Mal, dass ich auf einer estnischen Insel war, also habe ich echt etwas Neues erlebt, und ich fand es klasse! Es ist immer wieder toll, so abwechslungsreiche Sachen mit meiner Gastfamilie zu unternehmen. Nun freue ich mich auf die noch kommende, gemeinsame Zeit und die nächsten Ausflüge! Wir haben wirklich viel Spaß zusammen, und das Entdecken macht allen großen Spaß!

Liv Marit - go est...

Liv Marit - go est...

Mein Name ist Liv Marit
und ich verblogge hier alles rund um mein Austauschjahr in Estland.