Puhkus - Campingtrip an den Peipussee
Während der freien Tage vor dem Schulanfang im September herrschte noch sommerliches Wetter, also verbrachten wir viel Zeit draußen und pflückten Himbeeren, Johannisbeeren und Blaubeeren, sortierten Kartoffeln und pressten Apfelsaft.
Abends machten wir Filmeabende oder spielten Monopoly. Bei den gemeinsamen Spielerunden mit meinen Gastgeschwistern lernte ich nicht nur die Zahlen besser, sondern auch wichtige Vokabeln wie „sinu kord / minu kord“ (du bist dran / ich bin dran). Durch das Dobble-Spielen sind mir die estnischen Begriffe der Tiere wie zum Beispiel Lõvi, papagoi und karu (Löwe, Papagei und Bär) auch gar nicht mehr fremd und ich kann sie, wenn ich sie mal im Wald treffe, gleich mit Namen begrüßen.
An den Sonntagen wurde die Sauna aufgeheizt, wir schwitzten ordentlich und erfrischten uns zwischendurch mit einer Runde Schwimmen im Teich neben dem Haus.
Öfters nahm mich mein Gastvater Olari auch mit zu seiner Arbeit. Als Brückeninspektor ist es seine Aufgabe, alle Brücken in Estland zu kontrollieren und sich Probleme anzuschauen. Da es in Estland über zweitausend Brücken gibt, die alle weit über das Land verteilt sind, kommt er viel herum. So kamen wir auf dem Weg beim Aidu Sõudekanal vorbei und Olari zeigte mir die wunderschöne Aussicht von dem 28 m hohem Iisaku vaatetorn.
Ein paar Tage vor Schulanfang überraschten uns Sandra und Olari mit einem spontanen Campingausflug. Zuerst besuchten wir ein Maislabyrinth, wo wir auf jede Frage eine Antwort fanden und auch fast ohne uns zu verlaufen den Ausgang erreichten. Während die Sonne langsam hinter den Bäumen verschwand, fuhren wir zu einem Campingplatz direkt am Peipussee. Nach dem auf Campingkochern selbst gemachtem Abendessen verbrachten wir dort die Nacht im Caravan und Auto bei etwa acht Grad. Am nächsten Morgen weckte uns die aufgehende Sonne, und nach dem Frühstück beschlossen wir, ans Wasser zu gehen. Das Wetter war grandios, der blaue Himmel spiegelte sich im Wasser des Sees, der fast wie ein Meer aussah.
Der Peipussee ist ein Binnengewässer, liegt zwischen Russland und Estland und ist mit 3555 km² der fünftgrößte See Europas, etwa siebenmal so groß wie der Bodensee. Er erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung über 143 km, ist bis zu 50 km breit und im Durchschnitt nur 8 m tief, so dass er sich im Sommer schön erwärmt.
Wir verbrachten mehrere Stunden ganz alleine am Strand und genossen das Schwimmen und Stand-Up-Paddeln.
Dann spazierten wir durch die schöne umliegende Natur des Sees und machten eine kleine Wanderung, und danach ging es wieder nach Hause. Dort tankten wir in der der Sauna Kraft für die kommende Woche und den Schulanfang.