YFU-Ausflug nach Viljandi – YFU-ekskursioon Viljandisse

Meine Austauschorganisation Youth for Understanding (YFU) veranstaltet während eines Auslandsjahres nicht nur Seminare im Sommer, Herbst, Winter und Frühling für alle AustauschschülerInnen in Estland, sondern auch Ausflüge. An denen kann man freiwillig und mit eigener Kostenbeteiligung teilnehmen. Die erste Exkursion findet vom 13. bis zum 14. November statt. Mit zwei Ehrenamtlichen von YFU, die den Ausflug geplant haben, und zwanzig AustauschschülerInnen reise ich für zwei Tage nach Viljandi. Die im Süden Estlands liegende Stadt, etwa 160 Kilometer von Tallinn entfernt, ist mit ihren fast 18 000 Einwohnern die sechstgrößte Stadt des Landes. Sie ist eine alte Hansestadt mit wechselhafter Geschichte.

Am Freitagmorgen, ich habe für den Ausflug extra schulfrei bekommen, geht es schon früh um acht Uhr mit dem Bus von Tallinn aus los. Wir fahren Richtung Viljandi und halten auf dem Weg dorthin ein paar Mal. Zuerst besuchen wir eine Alpaka-Farm mit über fünfzig Alpakas. Die Besitzerin des Hofs erzählt uns viel über die Tiere, gibt lustige Geschichten der Namensgebungen zum Besten und beantwortete alle unsere Fragen. Wir sind sehr angetan von den munteren Tieren. Wir dürfen die Alpakas auch füttern und streicheln, und glücklicherweise wird auch niemand angespuckt. Die Alpakas sind neugierig, wirklich unglaublich flauschig und überhaupt supersüß. Ich glaube, wenn ich zurück in Deutschland bin, versuche ich meine Eltern davon zu überzeugen, Alpakas im Garten zu halten. Meine Schwestern sind bestimmt auch dafür.

Alpakas

Der zweite Stopp ist das Piimandusmuuseum (Milchmuseum) in Imavere. Dort erfahren wir während einer Führung viel über die Geschichte der Molkerei in Estland und die Herstellung vieler verschiedener Milchprodukte. Nach der Führung machen wir selber Kohuke – mein Highlight des Tages! Kohuke ist die typischste estnische Süßigkeit, die es so in Deutschland nicht gibt. Dieser unglaublich leckere Quarkriegel ist aus einer mit Schokolade umgebenen Quarkcreme gemacht. Man kann ihn hier in jedem Supermarkt kaufen, und das auch in vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen wie Blaubeere, Käsekuchen und Karamell. Meiner Meinung nach ist die klassische Sorte mit Vanillegeschmack die allerbeste. Die Herstellung ist nicht schwer: Erst wird die Quarkmasse vorbereitet, dann wird sie in kleine rechteckige Förmchen gefüllt, danach gekühlt und währenddessen Schokolade geschmolzen. Jetzt kann jeder seine Kohuke in Schokolade tauchen und mit bunten Streuseln verzieren - und schon können wir unsere selbst gemachte Süßigkeit genießen! Da sie mit besonders viel Liebe gemacht ist, schmeckt sie sogar noch viel besser als die gekaufte Kohuke, eine echte Köstlichkeit!

Mit dem Bus fahren wir nun weiter südwärts. Wir halten zum Mittagessen und fahren dann nach Võhma, in die Nähe von Viljandi, um uns eine Kerzen-Werkstatt anzuschauen. In der „Valgusevabrik“ werden ganz viele verschiedene Kerzen von Hand hergestellt und bemalt. Wie das gemacht wird, erklärt uns der Chef der Werkstatt. Außerdem erzählt er uns von der Geschichte der Firma und ganz viel rund um die Kerzen und ihre Herstellung. Dann dürfen wir selbst unsere eigenen Kerzen gießen. Die sind so schön geworden, dass sie der Besitzer fast behalten will! Später wird uns noch der Künstlerraum gezeigt, in dem die Kerzen von Hand bemalt und etwa auch Hochzeitskerzen hergestellt werden.

Als es schon langsam dunkel wird, kommen wir in Viljandi an. Bis zum Abend haben wir Zeit, uns in Gruppen die schöne Stadt anzusehen. Wir bummeln erst ein wenig durch Second-Hand-Läden, dann essen wir leckere Pizza, spazieren durch die Altstadt und den Schlosspark von Viljandi und machen Fotos bei dem Carl Robert Jakobson Denkmal.

Gruppenfoto beim Jacobson Denkmal

Kleiner Hinweis am Rande: Viljandi ist seit 1989 die Partnerstadt meiner Heimatstadt Ahrensburg. Zu den Hansetagen Anfang Juni reist in manchen Jahren eine Ahrensburger Delegation nach Viljandi, aber ich habe dem Bürgermeister jetzt nicht die Hand schütteln können.

Schild Ahrensburg

Es ist übrigens auch das letzte Wochenende vor der estnischen Corona-Regel-Verschärfung; ab Montag müssen etwa Reisende im Nahverkehr Mund-Nasen-Schutz tragen, usw.

Die Nacht verbringen wir in einer Waldorfschule in Viljandis Altstadt. Der Abend ist toll, es macht echt viel Spaß, mit den anderen AustauschschülerInnen zusammen zu sein, und das Pantomime-Spielen mit estnischen Begriffen ist auch sehr lustig.

Am nächsten Morgen besuchen wir nach dem Frühstück das Konzerthaus und Kulturzentrum „Pärimusmuusika Ait“. Wir erleben eine einstündige Führung, in der wir neben den zwei Konzertsälen auch die Traditionelle Musikbibliothek sehen. Anschließend machen wir einen sehr interessanten Workshop, in dem es um die „Parmupill“ (Maultrommel) geht. Das ursprünglich aus Asien stammende Instrument ist schon sehr lange in ganz vielen Ländern der Welt verbreitet und findet immer noch beispielsweise in der Volksmusik regen Anklang. Wir haben die Möglichkeit Maultrommeln zu spielen, und indem wir stumm „oioioi“ oder „takatakata“ sagen, also nur den Mund dazu bewegen, kamen sehr lustige Töne heraus. Wenn die ganze Gruppe spielt, klingt es besonders „mystisch“.

Der letzte Programmpunkt unserer Tour ist eine kleine Wanderung. Dafür fahren wir mit dem Bus tief in den estnischen Wald. Dort gibt es erst einmal Mittagessen, Sandwichs und verschiedene Snacks, und dann wandern wir durch die schöne Natur bis zu einem See. Bis auf unsere Unterhaltungen ist es ganz still und ruhig im Wald, auch der See liegt ganz glatt vor uns. Es ist zwar mit 3 Grad recht frisch, aber da kein Wind geht, kommt es uns nicht besonders kalt vor. Wir können uns gut vorstellen, dass diese Gegend im Sommer ein beliebtes Wander- und Wassersportgebiet für Paddler und Kanufahrer ist.

See

Damit endet auch unser wunderschöner Ausflug. Wir steigen wieder in den Bus, fahren zurück nach Tallinn und verabschieden uns voneinander. Gemeinsam mit einigen Freunden lasse ich den Abend noch nett ausklingen und wir gehen zusammen essen. Dann ist es auch schon Zeit, den Zug nach Hause zu nehmen. Es waren zwei tolle Tage, das Programm war sehr vielseitig, wir haben viel gesehen und hatten dabei super viel Spaß! Ich freue mich aufs Ausschlafen am nächsten Tag und auf ein Wiedersehen mit meinen YFU-Freunden beim nächsten Seminar oder Ausflug!

AustauschschülerInnen am See

Liv Marit - go est...

Liv Marit - go est...

Mein Name ist Liv Marit
und ich verblogge hier alles rund um mein Austauschjahr in Estland.